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Warum der Pferdemagen so empfindlich ist

Studien zufolge leidet jedes Pferd im Laufe seines Lebens mehrmals an einer Gastritis. 60 – 90 % aller Pferde leiden an  Magengeschwüren, abhängig vom Einsatzgebiet. Rennpferde sind am häufigsten betroffen. Selbst Fohlen haben Magenprobleme, insbesondere im Zeitraum des Absetzens.

Grund genug, sich den Magen des Pferdes einmal genauer anzuschauen:

  1. Zweigeteilter Magen
    Der untere Teil ist mit einer drüsenhaltigen Schleimhaut ausgekleidet. Hier wird die salzsäurehaltige Magensäure produziert. Der obere Teil des Magens hingegen besteht aus einer drüsenlosen Schleimhaut. Er ist sehr empfindlich gegenüber der Magensäure.
  2. Kontinuierliche Produktion von Magensäure
    Pferde produzieren rund um die Uhr Magensäure – unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Als Puffer dient das im Speichel enthaltene Bicarbonat. Daher ist es wichtig, dass Pferde viel kauen und keine langen Fresspausen entstehen.
  3. Geringes Fassungsvermögen (12-14 Liter)
    Der Magen kann als eine Art „Durchlauf-Organ“ betrachtet werden. Das Futter verweilt nur 1-5 Stunden im Magen. Dort werden Keime abgetötet und der Futterbrei für die enzymatische Verdauung im Dünndarm vorbereitet.
  4. Kaum dehnungsfähig
    Anders als bei uns Menschen, ist der Pferdemagen nicht dehnbar. Eine kontinuierliche Aufnahme von kleinen Futtermengen ist daher unabdingbar. Große Mengen Kraftfutter bzw. Stärke sind kontraproduktiv.
  5. Starker Schließmuskel am Mageneingang
    Das Futter gelangt zwar in den Magen hinein, kann aber nicht wieder zurückfließen.

 

Doch warum hat die Natur das Pferd mit einem solchen, scheinbar „problembehafteten“ Magen ausgestattet? Betrachtet man das Pferd in freier Wildbahn wird schnell klar: Diese Eigenschaften haben alle einen Sinn. In freier Wildbahn ist ein Pferd bis zu 20 Stunden am Tag mit der Futteraufnahme beschäftigt. Dabei nimmt es ständig kleine Mengen Nahrung zu sich und produziert ausreichend Speichel. Der Magen ist stets gefüllt und die Magensäure wird ausreichend gepuffert.

Probleme entstehen erst bei längeren Fresspausen, wie sie in der Natur aber kaum vorkommen. Studien belegen, dass bereits nach fünf Stunden Fresspause der pH-Wert im Magen deutlich abfällt*. Wenn der Magen leer ist, gelangt die Magensäure leichter in den drüsenlosen Teil und schädigt die Schleimhaut. Das geschieht besonders in Bewegung.

Ein weiterer Punkt: Die Nahrungsgrundlage von Wildpferden ist strukturreich und karg. Stärke und Getreide stehen nicht auf dem Speiseplan.

Wildpferde nehmen kontinuierlich kleine Mengen Nahrung auf.

Nimmt das Pferd größere Mengen Stärke auf, z.B. in Form von Kraftfutter, bildet der Magen vermehrt Milchsäure.

Zudem neigt Kraftfutter zur Klumpenbildung, wodurch die Magensäure nicht gut aufgenommen wird. Vergleicht man Kraftfutter mit Heu, wird klar, dass auch die Speichelbildung reduziert ist, wie folgende Tabelle eindrucksvoll zeigt:

 

Lange Fresspausen sowie große Mengen Kraftfutter bzw. Stärke begünstigen also die Entstehung von Magenproblemen. Weitere Risikofaktoren sind

  • Stress
  • Mangelhafte Futterqualität
  • Längerfristige Gabe von Medikamenten, z.B. Schmerzmittel
  • Magenparasiten
  • Forciertes Training
  • Umweltschadstoffe, z.B. Pestizide

 

Kurz zusammengefasst

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* Nadeau J. A., F. M. Andrews, A. G. Mathew, R. A. Argenzio, J. T. Blackford, M. Sohtell und A. M. Saxton (2000): Evaluation of diet as a cause of gastric ulcers in horses. Am J Vet Res 61, 784-790


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Artikel von Helena Hollenhorst
M. Sc. Tierwissenschaften
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