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Jakobskreuzkraut – eine unendliche Geschichte?

Seit über 20 Jahren sorgt das Jakobskreuzkraut (JKK) als leberschädigende Giftpflanze in der Pferdehaltung für Aufregung. An dieser Stelle soll nicht wiederholt werden, was über JKK allen Betroffenen bekannt sein dürfte. (Um Ihr Wissen über Erkennung, Bekämpfung etc. aufzufrischen, lesen Sie bitte den Artikel Brendieck-Worm C.: Vergiftungen durch Jakobskreuzkraut.) Hier geht es vielmehr darum, Ihnen als Tierhalter weitere Möglichkeiten aufzuzeigen, durch die Schäden durch JKK reduziert werden können.

Sorgfalt

Sorgfältig sein bedeutet wachsam, vorsichtig und verantwortungsbewusst sein.

In Bezug auf das mir anvertraute Tier bedeutet Sorgfalt, dass ich mich aktiv um sein Wohlergehen kümmere, fürsorglich und vorsorglich.

Was auf den ersten Blick so selbstverständlich erscheint, ist in der Realität oft gar nicht einfach, z.B. wenn es darum geht, sicherzustellen, dass das Pferd nur gutes Heu bekommt.

Auf die Fütterung von gutem Heu zu achten ist ein wichtiger Punkt um das Wohlergehen von Pferden zu erhalten.

Heu: die wichtigste Quelle für Vergiftungen mit JKK

Heu ist das Grundnahrungsmittel unserer Pferde, wichtiger als alle anderen Futtermittel. Die Heuqualität entscheidet über den Gesundheitszustand der Tiere und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Der wichtigste Faktor ist die Sorgfalt und zwar die des Landwirts und des Tierhalters.

Sorgfalt bei Anbau, Gewinnung und Lagerung von Heu

Einem mehrere hundert kg schweren Heuballen sieht man nicht an, ob und wieviel Giftpflanzen er in seinem Inneren enthält.

Einem großen Heuballen sieht man nicht an, wieviel Giftpflanzen er in seinem Inneren enthält.

Das Erkennen von Giftpflanzen im Heu ist ohnehin recht kompliziert und erfordert mehr Fachwissen als das Erkennen der frischen Pflanze.

Wer also Wert auf eine gute Heuqualität legt, sollte sich für die Mähwiese interessieren, auf der das Heu gewonnen werden soll.

Erst Mähwiesenkontrolle, dann Heukontrolle

Mähwiesenkontrolle ist wesentlich aufschlussreicher als Heukontrolle. Nur auf der Wiese ist erkennbar, ob und in welchem Ausmaß potentiell giftige Pflanzen vorkommen.

Kommen vereinzelt Pflanzen vor, die auch im Heu noch giftig sind wie JKK, müssen diese vor der Mahd manuell entfernt werden.

Kommen sie in größeren Beständen vor, ist das Heu für Pferde ungeeignet.

Arten- und Strukturreichtum der Mähwiese

Auch den Artenreichtum des Aufwuchses, sowohl an Kräutern, als auch an Gräsern, erkennt man am besten vor dem Mähen.

Kräuter sorgen für verdauungs- und stoffwechselanregende Wirkstoffe im Grundfutter.

Kräuter sorgen für verdauungs- und stoffwechselanregende Wirkstoffe im Grundfutter Heu, stärken also die Gesundheit.

Grassorten, wie Wiesenlieschgras, Rot- und Schafschwingel, Wiesenfuchsschwanz oder Knäuelgras geben dem Heu durch ihren Zellulosereichtum die für Pferde wichtige Struktur.

Sie fördern intensives Kauen und Speicheln. Das schützt vor Magengeschwüren. Zellulose ist zudem sehr wichtig für eine gesunde Darmflora.

Gesundheitsschäden durch Hochleistungsgräser

Für die Milchviehhaltung konzipierte Hochleistungsgräser wie Weidelgras-Sorten und Wiesenschwingel schmecken den Pferden zwar meist besser.

Durch ihren hohen Energie- und Eiweißgehalt und ihre Strukturarmut sind diese Gräser jedoch als Grundfutter für Pferde ungeeignet, sowohl auf der Weide, als auch im Heu.

Hinzu kommt bei diesen Gräsern die Gefahr durch Toxine produzierende Endophyten, die weder bei der einfachen Heukontrolle noch vom Pferd durch Geruch und Geschmack wahrgenommen werden können.

Weidelgras sind durch ihren hohen Energie- und Eiweißgehalt nicht die richtigen Pflanzen auf einer Pferde-Weide.

Pferdetaugliches Grünland

Pferdetaugliches Grünland verliert durch Kunstdünger, chemische Unkrautbekämpfung und Nachsaat mit konkurrenzstarken Weidelgräsern schnell seinen Wert für Pferde.

Einer Wiese mit für Pferdeheu tauglichem Bewuchs, sollte mindestens alle 2-3 Jahre die Chance zum Aussamen gewährt werden, damit sie nicht verarmt.

Dies kann z. B. durch Streifenmahd geschehen: 5-20% der Fläche werden streifenförmig stehengelassen. So können auch spät blühende Pflanzen aussamen.

Das ist besser, als fremdes Saatgut einzusetzen. Davon profitieren auch alle Klein- und Kleinstlebewesen dieser Fläche.
An den Standort angepasstes Saatgut kann man i.d.R. nicht kaufen. Steht jedoch pferdetaugliches Grünland in der Nähe zur Verfügung, so kann dieses zur Gewinnung von Saatgut dienen. Das geschieht durch Mahdgutübertragung, Heumulch- oder Heudruschverfahren (Mehr Infos hier).

Wiese und Weide haben unterschiedliche Funktionen

Eine Wiese dient ausschließlich der Heugewinnung. Wiesenheu lässt sich landwirtschaftlich wesentlich einfacher optimieren als das Heu von Flächen, die von Pferden beweidet werden. Auf Weiden kommen zwangsläufig solche Pflanzen in größeren Beständen vor, die von den Pferden gemieden werden. Das sind neben einigen grobstängeligen Kräutern auch die nicht schmackhaften, potentiell giftigen Pflanzen und solche im Bereich der Gailstellen. Die meisten Schadpflanzen verlieren ihren unangenehmen, „warnenden“ Geschmack und ihre Giftwirkung bei der Trocknung. Sie können als Heu bedenkenlos gefüttert werden.

JKK bleibt aber im Heu giftig. Manche weide-erfahrene Pferde erkennen JKK auch im Heu. Schauen Sie sich also genau an, was die Pferde aussortieren und entsorgen Sie es.

Achtung Schimmelbildung

Bei der Mähwiesenkontrolle sollte auf größere Bestände großwüchsiger, mastiger Kräuter wie Bärenklau, Disteln oder Brennnesseln geachtet werden. Diese Pflanzen enthalten noch Feuchtigkeit, wenn das Gras trocken ist und gepresst werden kann. Im Heuballen werden sie zum Ausgangspunkt für Schimmelbildung. Diese Bestände müssen beim Pressen deshalb ausgespart werden. Die Pflanzen können stattdessen angewelkt direkt verfüttert werden.
Selbst unter optimalen Bedingungen gewonnenes Heu wird nachträglich noch schimmeln, wenn es nicht richtig gelagert wird. Kondenswasserbildung unter ungeeigneter Abdeckung (Plastikfolie), schlechte Durchlüftung und fehlender Abstand zum immer feuchten Erdboden werden zu Schimmel im Heu führen. Zu früh gepresstes Heu schimmelt zudem von innen heraus.

Schimmel ist gesundheitsschädlich

Schimmel im Heu schädigt den ganzen Organismus. Die staubfeinen Schimmelsporen belasten vor allem die empfindlichen Atmungsorgane des Pferdes. Die Gifte der Schimmelpilze schädigen die Leber, das wichtigste Stoffwechsel- und Entgiftungsorgan.
Hat ein Pferd mit weiteren Belastungen zu kämpfen, etwa mit einer hohen Wurmbürde, häufig und planlos eingesetzten Antiparasitika, hoher Leistungsanforderung, sozialem Stress, Trächtigkeit usw., kann es bei täglichem Nachschub von Schadstoffen durch das Heu seine Gesundheit irgendwann nicht mehr aufrechterhalten. Giftpflanzen wie JKK schaden dann umso mehr.

Mitverantwortung

Es hilft den Pferden nicht mehr, wenn nach eingetretenen Schäden auf die Produkthaftung des Heulieferanten gepocht und auf Schadensersatz geklagt wird. Suchen Sie nach einem verständigen und verlässlichen Landwirt und übernehmen Sie Mitverantwortung.
Je sorgfältiger Sie als Tierhalter bei der Auswahl und Lagerung des Heus sind, umso eher bleibt Ihr Pferd gesund.
Wenn Sie den Verdacht haben, dass giftige Substanzen im Heu sein könnten und Sie nicht die Wahl haben, ein besseres Heu zu verfüttern, geben Sie Ihrem Pferd Gift bindende Futterzusätze (Bentonite, Klinoptilolith, Zeolith, Kieselgur) und leberschützende Heilpflanzen wie Mariendistel, Artischocke und Kurkuma.

Mehr Informationen:


Artikel von Dr. med. vet. Cäcilia Brendieck-Worm
Tierärztin und Heilpflanzenexpertin
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Kommentare

2 Antworten zu “Jakobskreuzkraut – eine unendliche Geschichte?”

  1. Norman Hiltrop sagt:

    Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Ich konnte sehr viel Neues über das Jakobskreuzkraut erfahren. Toll, weiter so.

  2. M. Meeß sagt:

    Guter Artikel und alles in Gänze richtig. Nur was kann man tun, wenn der Heulieferant einen durchseuchten Ballen nicht wieder austauscht oder das Geld nicht erstattet. Eine unabhängige Untersuchung beim Landesuntersuchungsamt kostet 80,-€ und dann?
    Ziel ist immer die Vorbeugung und nicht eine gerichtliche Auseinandersetzung nach dem möglichen Tod des geliebten Vierbeiners.

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